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Da geht noch was – 10 Marketingtipps für Laufmodenhersteller.

So, Mrz 15, 2015

Schnipsel

Da geht noch was – 10 Marketingtipps für Laufmodenhersteller.

Gute und hochwertige Laufklamotten sind nahezu unkaputtbar – ein echtes Problem für die Hersteller.  Aber Verzweiflung tut nicht Not. Hier kommen ein paar Marketingideen, die den Umsatz garantiert ankurbeln.

1. Altersspezifische Laufbekleidung

Heute trägt der 20-jährige Läufer das selbe wie der 70-jährige. Das ist doch nicht clever! Man muss hier viel stärker differenzieren. Der Anfang ist gemacht: Alberne und auffällige Muster sind für die meisten Älteren nichts. Hier könnte man noch deutlich infantiler werden, um eine Abgrenzung zu schaffen: mehr Hello Kitty, Peanuts, Rüschen und Spaghettiträger. Hersteller müssen einfach mindestens eine „Trend-Line“ und eine „Classic-Line“ anbieten. Wer die Altersklasse wechselt, muss sich allein schon deshalb neu einkleiden. Warum sollen 60-Jährige in Neonfarben durch den Wald hüpfen? Was fehlt, sind schicke Hahnentrittmuster, gediegenes Pepita, Burberry Karos oder schabrackige Tigermuster. Und das wichtigste: Ü60 Laufbekleidung muss beige sein. Hier tut sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eine echte Lücke auf.

2. Laufbekleidung nach dem Eventkalender

Bislang verschläft die Laufmodenindustrie die wichtigsten Highlights des Jahres vollkommen. Weihnachten, Ostern, Muttertag, Valentinstag, Vatertag, Helloween, hallo? Da muss doch was möglich sein! Warum sollte das Laufoutfit mit eingebauter Lichterkette nicht ein wenig Adventsstimmung in den Park bringen? Die Osterjacke hat extragroße Taschen zum Einsammeln der Eier. Die Valentinslaufjacke besteht aus zwei miteinander verbundenen Jacken wie man das von Schlafsäcken und Handschuhen kennt. Ein bisschen mehr Phantasie kann helfen.

3. Modischer werden

Die Schnitte der Laufmode sind klassisch und wenig variabel. Hier sollten unbedingt Schnitte gefunden werden, die man in zwei Jahren garantiert nicht mehr sehen kann. Laufjacken brauchen dringend Schulterpolster, statt klassischem Blau und Rot müssen abwegige Farben her. Neonlila, seltsame Karos, Tupfen. Tights müssen im Schnitt ebenfalls variieren: Latzhosen, Reiterhosen, Karottenhosen, Schlag. Wir brauchen mehr auffällige Gummizüge, Bündchen, Kragen, Knöpfe statt Reißverschlüsse, absurde Applikationen. Irgendetwas, was garantiert rasch peinlich wird. Von der Straßenmode lernen heißt siegen lernen!

Laufmode

4. Neue Zielgruppen entdecken

Trailrunning zeigt, wie es gehen kann. Der Trailrunner braucht vollkommen andere Laufkleidung, wie das aktuelle Angebot zeigt. Gleiches könnte beispielsweise auch für den „Urban-Runner“ gelten. Der Urban-Runner ist etwas total anderes, als der herkömmliche Field-Forrest-Meadow-Runner. So hat die Jacke des Urban-Runners einen eingebauten Rucksack, mit dem er auf dem Rückweg durch die Stadt Brötchen mitbringen kann. Der Urban-Runner nimmt auch sein Tablet mit, muss den Autoschlüssel verstauen oder Geld für die U-Bahn einstecken. Das sind ja ganz neue Anforderungen. Außerdem gibt es den Business-Runner, der zur Arbeit läuft und deshalb auch einen gediegenen Look braucht, damit er im Aufzug des Unternehmens nicht so auffällt. Den eingebauten Rucksack braucht er natürlich erst recht. Auch laufende Mütter sind noch viel zu wenig herausgearbeitet, zum Beispiel durch Jacken mit speziellen Reißverschlüssen für das unkomplizierte Stillen zwischendurch. Läufer mit Hund, Läufer mit Bierbauch, Elasthanallergiker – viele weitere Zielgruppen sind denkbar.

5. Tageszeitliche Laufbekleidung

Läufer tragen morgens das gleiche wie abends – das muss doch nicht sein! So wie es das Kostüm für den Nachmittagstee gibt und die Robe für den Abend, so sollten hier klare Vorgaben gemacht werden. Zum Abend hin dominieren dunkle Farben und raffinierte Schnitte, während es morgens eher praktisch sein darf.

6. Laufbekleidung „für gut“

Was dringend fehlt, ist die Laufbekleidung für den besonderen Anlass. Zum New York Marathon in dem gleichen ollen Outfit antreten, in dem man schon viele Trainingskilometer geschrubbt hat? Geht gar nicht! Die Abschlussballmode zeigt, was möglich ist: Am Tag der Tage muss etwas Besonderes her. Strass, gewagte Ausschnitte, Designerstücke – hier darf es ruhig teuer werden.

7. Laufbekleidung nach Tempo

Es ist unbegreiflich, dass diese Unterscheidung nicht längst getroffen wird. Hat doch der schnelle Läufer beispielsweise einen intensiveren Armschwung und einen deutlicheren Kniehub – was selbstverständlich ganz andere Schnitte erfordert! Auch friert der langsame Läufer leichter, weshalb er wärmerer Kleidung bedarf. Hier müssen dringen eigene Produktlinien nach den Splits geschaffen werden. Wer mit der Zeit schneller oder langsamer wird, ist fortan ein Kandidat für eine neue Laufgarderobe.

8. Laufbekleidung nach Lauferfahrung

Discounter-Laufbekleidung wird häufig mit dem Argument gekauft, dass man nicht so viel ausgeben möchte, wenn man doch gar nicht weiß, ob man überhaupt dabei bleibt. Hier könnten die Markenhersteller eingreifen und eine kostengünstige Beginner-Edition auflegen. Gleichzeitig gibt es natürlich dann die Advanced-Varianten bis hin zur High-End Ausrüstung, so wie es die Outdoor-Hersteller bereits zeigen. Es ist vollkommen klar, dass niemand nach 3 Jahren laufen noch mit der „Beginner-Ausrüstung“ gesehen werden mag, weshalb sich Neuanschaffungen ganz automatisch ergeben.

9. Verletzungsorientierte Laufkleidung

Läufer sind praktisch immer verletzt – das eröffnet Möglichkeiten. Spezielle Tights mit Thermo-Passagen im Kniebereich oder an der Achillessehne, Massagefunktionen an Oberschenkel und Wade, Oberteile mit Rückenstütze, mit Salbe präparierte Socken, die bei Körperwärme abgegeben wird…. Die Forschung ist sicher schon aktiv. Man muss es nur wollen.

10. Mehr Sets anbieten

Punkt 3. gibt bereits die Richtung vor. Werden mehr abwegige Farben verwendet, passen die Teile nicht mehr so gut zueinander. Hier gilt es, dem Läufer einzureden, dass erst das Set das Outfit perfekt macht. Man kauft ja auch einen Anzug und nicht nur eine Anzughose. Gleiche Muster und Gegenstücke in der einzigen Farbe, die zu den Teilen passt, verführen zum Kauf von 2 Teilen, obwohl nur eines gebraucht wurde. Wichtig dafür: Ein Schulterschluss aller Hersteller muss Schwarz künftig verhindern! Schwarze Stücke sind grundsätzlich viel zu zeitlos und erschreckend gut kombinierbar.

Ich bin zuversichtlich, dass Hersteller meine Ideen aufgreifen und hier bald etwas passiert. Hoffentlich. Man hat ja sonst überhaupt keine Argumente oder Ausreden, wenn man sich zur Laufmotivation etwas Neues kaufen will.

Titelbild © jock+scott / photocase.de

12Antworten um “Da geht noch was – 10 Marketingtipps für Laufmodenhersteller.”

  1. Mausflaus Says:

    ich vermisse ja immer noch sport-push-up-bhs… irgendwie gibts bei sportbhs nur so hässliche teile ohne cups; aber grad bei enger laufkleidung sollte sich doch möglichst nix abzeichnen. und auch läuferinnen wollen ein tolles dekollete!

  2. Frauschmitt Says:

    Ich glaube, was pusht, hält nicht gut. 🙂 Aber ich finde schon auch, die Dinger könnten ruhig ein bisschen formen und nicht nur platt quetschen. Mir ist der hier mal aufgefallen, aber für meine asiatischen Formen gibt’s den natürlich nicht. https://store.nike.com/de/de_de/pd/pro-hero-sport-bh/pid-10199400/pgid-10294913

  3. Wiesel Says:

    Na einiges gibt es ja bereits ABER, liebe Heidi, ich glaube du kannst dich nach dem Artikel vor Jobangeboten aus den Marketing- und Produktabteilungen der Lauftextilhersteller nicht mehr retten 😉

    Da haben alle noch gaaaanz viiiiiel Luft nach oben 🙂

  4. Caro Says:

    Klasse! Ich lach mich weg! Damit hast Du wieder voll ins Schwarze getroffen.
    Sportliche Grüße
    Caro

  5. Jochen Says:

    wie kann man den Job in der Marketingbranche ertragen, wenn man dem Thema so ironisch gegenübersteht? 🙂

  6. Frauschmitt Says:

    Soll ich mal ernsthaft antworten? Die Ironie hilft, Unangenehmes auszuhalten. Gleichzeitig freue ich mich aber noch immer an guten Produkten, die mit guten Ideen an den Mann gebracht werden. Ich werde Fan, wenn Marken überzeugend sind und es ist toll, wenn man selbst dazu beitragen kann, zu überzeugen. Ich verstehe das Dilemma bei der Entwicklung von Laufmode sehr gut. Und ich beobachte mit Respekt, wenn Marken sich richtig etwas einfallen lassen, damit man als Konsument doch immer wieder schwach wird. Nur vor schlechter Qualität hab ich keinen Respekt. 🙂

  7. Jochen Says:

    Danke für die ernsthafte Antwort 🙂
    Ich bin selber eher zufällig in die Marketingbranche reingeschlittert. Das einzige positive, was ich dem abgewinnen kann ist, dass ich eher merke, wenn ich in die Marketingfalle reinlaufe. Apropos Laufen. Am Laufsport gefällt mir gerade, dass sehr wenig Konsum und sonstiger Aufwand damit verbunden ist. Wenig „Werkzeug“, kaum Infrastruktur. Einfach aus der Haustür treten und los.

  8. Julia Says:

    Also, ich brauche gar keine Argumente oder Ausreden, um mir neue Laufklamotten oder Laufschuhe (Schuhe sind gaaaaanz wichtig!) zu kaufen. 😉 Ich kaufe sie mir einfach. 🙂

  9. Wiesel Says:

    „Nur vor schlechter Qualität hab ich keinen Respekt.“

    Dem ist nichts hinzuzufügen!

  10. Ulrike Says:

    Habe ich „Partnerlook“ überlesen? Das muss doch unbedingt sein! Er und sie, beide ewig zusammen, betreiben ihr Hobby gemeinsam – diese Verbundenheit will man doch von außen sehen! Also beige und Burberry einmal in Damen- und einmal im Herrenschnitt, und für die jüngere Generation vielleicht mit fernsehserienspezifischen Drucken, für Star War- Fans, Harry- Potter- Fans (oder lesen Männer das nicht?) oder was sonst gerade Kult ist, kenn mich da nicht so aus, bin ja eher die Beige- generation.

  11. claudia Says:

    hallo heidi, sehr schön zu lesen!!! das grinsen bekommt man kaum su dem gesicht dabei …
    aber zum thema:
    „Wenn Marken sich richtig was einfallen lassen …“- nike hat sich vor einiger zeit was nettes einfallen lassen, was ich nur zufällig entdeckte beim kauf einer tight für den winter, die mal nicht komplett schwarz war (weshalb ich auch beherzt zugriff, wollte mal was netteres an den beinen haben außer schwarz…) und beim probieren entdeckte ich im bund eingenäht – zusätzlich zur obligatorischen schlüsseltasche – zwei kleine einsteckfächer, da passt ein gelpäckchen und die bei mir unabdingbare kleine portion tempos rein, die reißverschlusstasche bleibt dem schlüssel vorbehalten. kaum zu glauben, aber seitdem habe ich eine knietight und zwei kurze sommerhosen davon gekauft und finde es unglaublich entspannend, OHNE meine kleine hüfttasche loslaufen zu können, die beim laufen gerne ab und an nach irgendwo rutscht und man ab und an nachjustieren muss.
    die normalen schlüsseltäschen im hosenbund sind leider so konzipiert, dass kaum noch ein taschentuch geschweige denn mal ein gel oder eine kleine geldbörse für die längeren läufe reinpasst, falls man an der Tanke mal was nachordern muss …
    als ich der verkäuferin euphorisch von der entdeckung erzählte, wie toll, dass mal ein hersteller mitdenkt, schaute sie mich ungläubig an… naja, wahrscheinlich keine läuferin, die das dilemma kennt, wenn man mehr als einen schlüssel u taschentuch einstecken muss, zur hüfttasche greifen zu müssen … ich glaube, dieses Verkaufsargument wurde ihr gar nicht klar.

    PS: der von ulrike angesprochene partnerlook ist natürlich wichtig, was beim wandern und nach längerem zusammenleben scheinbar oft ein MUSS ist, sollte auch beim laufen nicht fehlen!!!!
    ansonsten habe ich mich beim lesen höllisch geärgert, dass ich beim neulichen eintreten in eine neue altersklasse und dem damit verbundenen besonderen lauferlebnis fernab der heimat nicht doch ein neckisches strass-shirt gefunden zu haben ;o(( aber vielleicht greifen ja ein paar hersteller deine hinweise auf, spätestens wenn meine nächsten 5 laufjahre rum sind?

    liebe läufergrüße aus berlin,
    claudia

  12. Peter Says:

    Hallo Frauschmitt,

    wird hier nicht ein Widerspruch gefordert?

    Einerseits soll die Laufmode ewig halten, andererseits modisch sein.
    In der Natur der Mode liegt es aber eben, dass sie sich immer wieder verändert.

    Ein Jahr kurz, dann wieder länger. Gestern noch weit, jetzt hauteng geschnitten. Eben noch gedeckte Farben, dann über neonfarben zu schwarz mit bunten Leuchteeinsätzen.

    Ich fürchte, wer Mode fordert, kann nichts Langlebiges bekommen und fordert den schnelllebigen Massenkonsum und das Wegwerfen von Sachen, die noch völlig in Ordnung sind.

    Wogegen Sie sich in dem einen oder anderen Artikel ja auch schon ausgesprochen haben…

    Vielleicht sollten wir uns ja auch mehr auf die Bewegung konzentrieren, weniger darauf, wie uns die Anderen sehen ?

    …oder was meinen Sie?

    Grüße!
    Peter


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