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Wege zum Glück. Teil 1: Porridge.

Fr, Dez 27, 2013

Schnipsel

Wege zum Glück. Teil 1: Porridge.

Der Läufer kennt viele Wege. Etliche davon führen nicht etwa nach Rom, sondern direkt zum Glück. Solche möchte ich in meiner neuen Serie lobend erwähnen. Beginnen will ich mit dem Weg über eine schleimige, beigefarbene Masse.

Wer Laufen mit Frauschmitt besser kennt, weiß, dass ich mit Hinweisen zum Thema Ernährung  – abgesehen von Streuselkuchen – sehr zurückhaltend bin. Zu individuell sind heute die Verträglichkeiten, Gewohnheiten, Vorlieben. Ich will hier eine Ausnahme machen. Aus gutem Grund. Porridge ist seinem Ursprung nach ein Brei aus Haferflocken und Milch oder Wasser. Das kann man allerdings getrost als Grundlage betrachten, über die es zu improvisieren gilt.

Porridge 1

Wer also etwa keinen Hafer verträgt oder mag, kann auf Dinkelflocken, Gerstenflocken, Roggenflocken, Reisflocken, Hirseflocken, Einkornflocken, Emmerflocken, Buchweizenflocken, Sojaflocken, Kamutflocken oder Mehrkornflocken ausweichen. Wer Milch nicht mag oder verträgt, wählt Sojamilch, Mandelmilch, Reismilch, Hafermilch oder eben Wasser. Mit all diesen Zutaten kann man Porridge herstellen. Allein diese Gewissheit kann bereits für einen Hauch Glück sorgen. Das ist aber nur ein Vorbote.

Ein Löffelchen für Mama.

Das nächste, was einen beim Porridge glücklich zu machen vermag, ist die Konsistenz. Sie ermöglicht einem essend einen Rückfall in die wohlige Geborgenheit des Windelkrabblers, der sich unbändig freut, wenn man ihm eine blassfarbige Pampe auf dem orangefarbenen Plastiklöffel lauwarm pustet. Brei essen muss nicht den ganz Jungen und ganz Alten vorbehalten sein. Auch Manager im Designeranzug dürfen Brei essen, sofern er Porridge heißt. Wenn das kein Glück ist!

Erfunden wurde das Porridge in Schottland, nach wie vor weiß man vor allem in Großbritannien und Irland, wie man königlich frühstückt. Das „cooked breakfast“ wärmt besonders im Winter Bauch und Herz. Für Ausdauersportler, vor allem für Läufer, ist Porridge großartig: Es hält den Blutzuckerspiegel lange konstant, macht satt, aber nicht schwer. Es ist sehr gut verträglich und magenschonend. Wer Verdauungsprobleme und ein nervöses Gekröse hat, dem sei Porridge besonders ans Herz und tiefer gelegene Organe gelegt. Es wirkt ausgleichend, beruhigend und regulierend. Im Herbst war ich auf einer mehrtägigen Wanderung in Cornwall unterwegs, keinen Morgen startete ich ohne mein Porridge, es hat mich jeden Tag weit getragen und lange gut versorgt. Vor dem Arque-Lauf und seinen 35 Kilometern habe ich ein Porridge gegessen und war bestens gerüstet.

Porridge 2

Geht das auch in der Mikro?

Ob man zu Instant-Produkten greifen kann, die es immer häufiger gibt, ist eine Glaubensfrage. Ich glaube: Nein. Höchstens im Notfall. Mit Porridge ist es wie mit Risotto: Es muss gerührt werden, damit es eine optimale Konsistenz bekommt, Stärke und Flüssigkeit sich miteinander verbinden. Obendrein ist Instant-Porridge eine nervöse Sache: Milch in den Becher, umrühren, rein in die Mikrowelle, kurz danach schon wieder raus, umrühren, wieder rein, wieder raus, umrühren, warten, eventuell noch mal rein. Der ganze Zinnober dauert am Ende beinahe so lang wie das Aufkochen auf dem Herd. Und dabei bleiben muss man so oder so. Porridge ist Slow Food, nichts, was man sich hektisch reindrängelt. Mit meinem mittelprächtigen Elektroherd dauert die Zubereitung eines Porridge 8 Minuten. Soviel Zeit kann für ein gutes Frühstück schon mal sein. Dazu kommt die Reinigung eines Topfes, die einen ebenfalls nicht umbringt, wenn man ein paar Dinge beachtet. (Mehr dazu später.) Es gibt fertige Mischungen mit Rosinen und vielen anderen Zusätzen. Ob man die mag, ist Geschmackssache. Ich empfehle aber in jedem Fall die Zubereitung am Herd.

Frau Schmitts Porridge-Rezept

Porridge 3Ich nehme die 2 ½ fache Menge Flüssigkeit im Verhältnis zu den Flocken.

Also: 1 Tasse Haferflocken, 2 ½ Tassen Milch.

Je fetthaltiger die Flüssigkeit, desto cremiger wird das Porridge.

Ich nehme 1,5%ige Bio-Kuhmilch und mittelgroße Haferflocken. Besonders zarte Flocken sind nicht so gut geeignet, finde ich. Wer etwas Zeit hat, mischt Haferflocken und Milch zusammen und lässt sie etwas stehen, (zum Beispiel während des Duschens). Die Zutaten können sich so schon einmal miteinander verbinden, die Haferflocken verlieren etwas an Biss.

Dann gebe ich alles in einen Milchtopf mit einem schweren Boden, damit nichts anbrennen kann. Den Herd stelle ich auf mittlere Hitze. Die folgenden 3-4 Minuten muss man nur ab und zu rühren und kann die Zeit nutzen, etwas Obst zu schnibbeln. Es geht jede Form von Obst. Ich finde Heidelbeeren besonders toll, aber es schmecken Trauben, Mandarinen, Ananas, Äpfel, Birnen, Himbeeren, einfach alles. Durch die Wärme des Breis bekommen die Früchte einen Extra Aroma-Schub. Wer kein frisches Obst im Haus hat, kann sich mit Rosinen behelfen, mit Kompott, eingemachtem Obst oder einem Klacks Marmelade.

Jetzt gebe ich zwei kleine Prisen Salz hinzu. Ich finde, es schmeckt einfach besser. Wenn die Milch warm geworden ist, sollte man mit einem Holzlöffel ordentlich rühren. So wird das Porridge cremig und es kann nichts anbrennen. Wenn das Porridge eine angenehm breiige Konsistenz hat, kann man es vom Herd nehmen und in ein Schälchen füllen. Ich gebe dann immer etwas Zimt obendrauf, das ist ganz im Sinne von Dr. Feil. Vor allem aber schmeckt es gut. Außerdem kann man jetzt süßen – je nach Geschmack und Obstsorte sind Rohrzucker (Apfel), Honig (Banane) oder Ahornsirup (Heidelbeere) besonders fein. Danach kommt das Obst drauf – fertig. Wer mag, gibt noch einen kleinen Schuss kalte Milch oder flüssige Sahne dazu.

Den Topf sollte man am Besten sofort mit Wasser füllen und wieder auf den Herd stellen. Trocknet Porridge erst einmal an, wird es zu einem hervorragenden Beton-Ersatz. Gut für den Baumarkt, schlecht für die Topf-Reinigung. Lässt man den gebrauchten Topf benetzt, ist er aber mit einem Tropfen Spülmittel schnell wieder sauber.

Wo kriegt man was?

Gewöhnliche Haferflocken gibt es in jedem Supermarkt. Normale Kölln Flocken sind gut geeignet. Manchmal findet man hier auch Zutatenmischungen von Noats. Etwas teurer, aber bestimmt einen Versuch wert. Eine besonders große Auswahl Getreideflocken findet man im Biosupermarkt. Die Marke Rosengarten bietet Instant-Produkte an, die man nur mit heißer Milch aufgießt. Für mich wie gesagt nur ein Notfallprogramm. Das gleiche gilt für die Frühstücksbreie von Allos und Rapunzel.

Der Weg zum Glück (das gilt hier, wie überhaupt immer) führt nicht über den Kauf eines bestimmten Produkts, sondern über die Lust an den einfachen Dingen und den Willen, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um sich (und anderen) etwas Gutes zu tun.

Mehr zum Porridge:

Das perfekte Porridge laut Guardian.

Noch mehr Ideen und Rezepte.

Der amtierende Porridge-Weltmeister kommt übrigens aus Oldenburg.

8Antworten um “Wege zum Glück. Teil 1: Porridge.”

  1. Daniel Says:

    Na vielen Dank … jetzt habe ich die Feiertage endlich überstanden und nach lesen des Blogs habe ich schon wieder hunger 😉

  2. JustIna Says:

    Danke liebe Frau Schmitt! habe das Gericht früher immer bei der Gr ossmutter im Winter und nicht nur da 🙂 zum Frühstück gegessen… dazu ein marmeladenbrot… habe es heute nachgekocht! Herrlich….. Danke nochmal für die wiederbelebte Erinnnerung!

    Ein gutes neues Laufjahr!

    Ina Just

  3. Das Pulsmesser Says:

    Dann muss der Rennsteiglauf dein Weg ins Schlaraffenland sein! Dort gibt es Porridge als Streckenverpflegung, nur nennen sie es dort „Schleim“ – wie Haferschleim.
    Bevor die Industrie die Gels erfand, war das DIE Nahrung für den Ausdauersportler. Die Skilangläufer bevorzugten die warme Version.

  4. claudia Says:

    kann ich nur bestätigen, nicht nur beim Rennsteiglauf wird damit das Läuferlein versorgt, auch beim Brockenmarathon und man benötigt kaum seine chemischen Gels, das Zeug (Porridge bzw sog. Schleim) ist eine Wunderwaffe für den langen Lauf inkl rauf und runter an Höhenmetern … mir hats richtig gut getan und ich werde bei den nächsten langen Läufen sowas an Bord haben, da bei den Flachlandläufen in der regel solch „Leckerei“ nicht auf dem Plan steht…

  5. Michael Says:

    Und ich habe mich immer gefragt, was das eigentlich ist. Danke für die Aufklärung! Wobei man sagen muss, das beim Rennsteiglauf jede Variante Schleim eine besondere Note hat 😉 Aber guuuuuuut!!!

  6. Daniel Says:

    Herrlich! Ein Hoch auf das Porridge! 10 Tage Norwegen zu Fuß & schlafen im Zelt – ohne Porridge biste da ganz schnell im A…. . Und den Rucksack macht die Haferflocke auch nicht schwer!


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  1. […] Laufen mit Frau Schmitt ist ein wunderbarer Beitrag über Porridge veröffentlicht worden. Du denkst nicht, dass man […]

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