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Es gibt Raps, Baby!

Mo, Mai 16, 2005

G - N, Hornau, Hornau05, Laufberichte

Es gibt Raps, Baby!

20 km in Kelkheim-Hornau (2005)

„Ich gewinne. Und wenn ich nicht gewinne, dann werde ich zweiter oder dritter.“ Soweit der sechsjährige Sohn einer Freundin wenige Tage vor seinem ersten 800 Meter Lauf. Er ist kein großer Läufer – aber welch eine mentale Stärke in der schwierigen Tapering-Phase! An ihn muss ich denken, während ich zum 20er in Kelkheim-Hornau nachmelde.

Man versammelt sich an der „Sportanlage am Reis“. Da ich die Strecke früher schon zweimal gelaufen bin, frage ich nicht mehr, wo „der Reis“ liegt. Es gibt Dinge, die sind eben so.

Das Wetter: optimal. Die Strecke: wie das Leben – ein auf und ab. Das Feld: eine beinahe schon intime Zusammenkunft von ca. 100 Läufern. Frau Schmitt: bester Dinge. Man startet in den Raps. (Mit wenigen Mitteln hätte man die Sportanlage trefflich umbenennen können – „Sportanlage am Raps“ ist mindestens so schön und erklärt sich leichter). Meine beiden Bekannten stürzen sich ins Rennen, als gäbe es kein Morgen.

Raps

Ich bin skeptisch und halte mich zurück. Mein Körpergefühl, sonst sensibel und zuverlässig wie ein Tsunami-Seismograph, erlebt zwischen km 5 und km 10 einen Systemabsturz. Einen Kilometer laufe ich in etwa 5 Minuten, den nächsten in 6, obwohl keine nennenswerte Steigung dazwischen liegt. Der darauffolgende zeigt sich wieder mit 5,15 auf der Uhr. Ich bin verwirrt. Es fühlt sich so gleich an. Nichts stimmt mehr. Ich laufe schnell wie ein Pfeil und die Uhr sagt: du Schnarchzapfen. 

Ich werde immer verwirrter. Wer bin ich? Wie bin ich in den Wald gekommen? Wieso reichen mir fremde Menschen eiskaltes Wasser in Plastikbechern? Kilometermarkierung zehn fällt aus, denn es sind zwei Runden. Bei Kilometer 11 gewinne ich langsam wieder die Fassung. Die Zeit ist gut. Besser als ich dachte. Und nicht so verwarzt, wie ich mich fühle. 



[stextbox id=“info“ float=“true“ align=“right“ color=“696969″ bcolor=“f4a460″ bgcolor=“f5f5f5″]Auch diesen Text gibt es als PDF Druckversion.[/stextbox]

Die Hornauer sind der liebenswerteste Verein der ganzen Gegend. Mit den liebenswürdigsten, mitfühlendsten Streckenposten. Sollte ihnen wegen allzu intensivem Mitfühlen im Vorfeld bei der Aufstellung der Kilometermarkierungen ein Fehler unterlaufen sein? Ich will es nicht mehr wissen. Von nun ab ignoriere ich die Uhr.

Und starre stattdessen wie der Gepard auf die Gazelle auf meine beiden Bekannten, die wieder in Sichtweite gerückt sind. Ich rutsche mich auf dem matschigen Schluss-Stück weiter nach vorn. Einer der beiden scheint noch einholbar. Ich bin ein Wadenwunder. Ich schwebe. Nichts hält mich. Ich werde es schaffen. Na gut, dann eben nicht.

Meine bisherige Bestzeit auf der Strecke habe ich mit 1:44:02 um fast eine Minute unterboten. Zu meiner Freude erfüllt sich auch die Weissagung des kindlichen Läufers, die ich zu meiner eigenen gemacht habe: In meiner Altersklasse werde ich dritte.

Von ingesamt dreien.

[stextbox id=“grey“]Mehr über Lauf und Veranstalter gibt’s unter: www.tus-hornau.de[/stextbox]

 

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