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Nachtrag 2: Der Women’s Run in Frankfurt 2013.

Nachtrag 2: Der Women’s Run in Frankfurt 2013.

Als ich mich 2011 für den Women’s Run angemeldet habe, dachte ich, das würde wohl eine einmalige Sache werden. Ich habe es mehr als Experiment betrachtet. Wie läuft es sich in rosa? Wie wird es sein, wenn die netten, haarigen, streng riechenden Wesen nicht um mich sind, die ich so mag? Nein, verzichten will ich auf die keinesfalls. Außer einmal im Jahr beim Women’s Run. Denn der ist grandios.

In meinem Bericht für die Runner’s World im Jahr 2011 habe ich meine Eindrücke beschrieben. Nach meinem zweiten Women’s Run kann ich all das noch einmal unterstreichen. Das Entscheidende, alles überstrahlende Argument für diese Veranstaltung ist, dass hier Frauen den Mut fassen, an einem „Volkslauf“ teilzunehmen, die sonst nie dazu bereit wären. Weil sie denken: Das ist etwas für die anderen. Die Sportskanonen. Die Schlanken, die Jungen. Der Women’s Run schafft etwas Unglaubliches, über das man nur staunen kann. Er bringt ALLE Mädels auf die Strecke. Er bringt Selbstvertrauen und Spass. Er ist Party, Sport, Shopping, Kaffeekränzchen und Wellness-Stunde in einem.

Vor den Läufen gibt es ein Warm-up. Es ist eigentlich mehr Jazz-Dance als klassisches Lauf-Aufwärmen. Anstatt gebrüllter Anweisungen im Drill-Ton (die mich jegliche Spinning- und Aerobic-Kurse grundsätzlich meiden lassen) wird nur vorgetanzt und tausende Mädels tanzen nach. Einfach so. Als ginge das mal so eben. Ich kann es nicht. Wenn ich ein Mann wäre…. Ich würde alle 5.300 Frauen sofort heiraten wollen, so liebreizend sind sie in ihrer pinkfarbenen Gesamtheit. Ein Gefühl, das bleibt. Man wird ganz ungeheuer stolz, dass man auch ein zweites X-Chromosom hat, so wie all die anderen beim Women’s Run. So viel gute Laune ist unwiderstehlich.

Ich laufe zuerst die 5 km gemeinsam mit einer Kollegin. Wir sind langsam, aber das ist egal. Die Kollegin hat gerade erst mit dem Laufen begonnen. Nach 2 km singt hinter uns eine größere Gruppe: „Oh, wie ist das schön …“ Bei Volksläufen wird sonst eher wenig gesungen. Wir brauchen 38 Minuten. Nach uns kommen noch Hunderte ins Ziel. Alle sehen wie Siegerinnen aus.

Ich schwitze ein wenig (es sind schließlich 28 Grad), dann wechsle ich Chip und Startnummer und stelle mich an den 8 km-Start. Eingelaufen bin ich ja nun. Dieses Mal laufe ich ein schnelles Tempo, so schnell wie ich eben gerade kann. Um mich herum sind nun nicht mehr ganz so viele Mädels, ich habe mehr Platz. Ich brauche 42 Minuten, wir feiern uns genauso wie eben. Nur zum Singen hätte mir dieses Mal die Luft gefehlt. Aber ich schaffe endlich mal wieder einen Schnitt von 5:15. Damit wird man beim Woman’s Run 19. von 194 in der W45 und 118. von 1207 Läuferinnen, die sich für eine Zeitmessung entschieden haben. Das ist nämlich hier kein Muss.

Wir hängen ein bisschen ab und mampfen erst einmal Obst. Es gibt Melonen, Trauben, Bananen, Äpfel. Es gibt eigentlich alles. Es ist ein perfekter Tag in schreiendem Pink. Wenn ich mir dennoch etwas wünschen dürfte, würde ich mir wünschen, dass wirklich alle diese Farbe tragen, alle diese Shirts, die dieses Mal so weit geschnitten sind, dass die Dicken besser darin aussehen als die Dünnen. Auch die Schnellsten sollten sie tragen. Wir sind schließlich alle laufende Frauen, egal in welchem Tempo.

Am Tag nach dem Women’s Run haben sich meine Augen beim Anfeuern der Ironmen in Frankfurt vom Pink erholen können. Am Mainufer liefen unzählige Männer an mir vorbei, einer athletischer und hübscher als der andere. Frauen haben es manchmal doch gut. Nicht nur wegen des Women’s Run.

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Pink

Mehr Pink und traumhafte Bilder von einem Knaller-Tag gibt’s in den Bildergalerien hier (meine Nase gibt’s da auch zu sehen)

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7Antworten um “Nachtrag 2: Der Women’s Run in Frankfurt 2013.”

  1. Henrik Says:

    Du siehst TOP aus, Heidi. Der Veranstalter soll doch einfach das Shirt vorschreiben, wie es dieser orange Sponsor einer Laufserie auch tut ;). Man spürt, dass ihr Spaß hattet. Auch wenn diese Laufserie gerne (von jungen, schlanken Männern?) belächelt wird, ich finde es gut, dass sie sich durchgesetzt hat und dass du dafür wirbst!

  2. Manu Says:

    Ein schöner und vor allem auch Mut machender Bericht! Ich finde es auch toll, dass es solche Läufe gibt und sich Frauen somit auch rantrauen, die sonst nicht den Mut haben an Wettkämpfen teilzunehmen. Ich habe dieses Jahr bereits am Frauenlauf in Berlin teilgenommen und im August steht noch der Womens Run in Köln an.

  3. Markus Says:

    Ich finde den Women’s Run auch eine spitzen Sache. Es ist doch egal, wie schnell man läuft, ob man ambitioniert ist oder einfach nur Spaß haben möchte. Hier können alle (Frauen) genau den Spaß haben, den man beim Sport nie verlieren sollte!

  4. Jörg Says:

    Und warum trauen sich Frauen nur so was, wenn sie in Pink sind? Sollte man auch wieder geschlechtergetrennten Unterricht einführen, damit es die Mädels einfacher in Mathe haben und die Jungs einfacher in Deutsch?

  5. Katrin Says:

    Hallo Heidi, ich war am Samstag auch in Frankfurt über 8 km am Start und finde den Womens Run eine tolle Sache. Natürlich ist die Laufserie eine riesige Werbemaschine, und ich brauche weder vor noch nach einem Lauf ein Beauty Center oder ähnliches. Auch „brauche“ ich persönlich keinen reinen Frauenlauf um an einem Lauf teilzunehmen, aber: ich kenne viele, für die die Womens Run Motivation genug war, mit dem Laufen anzufangen.

    Zudem ist es doch mal etwas anderes, sich mit gleichgesinnten Frauen zu messen. Wenn ich bei Volksläufen „schnell“ laufe bin ich höchstens von mittelmäßig-schnell laufenden Männern umgeben, und irgendwo vor mir laufen noch ein paar Frauen. Am Samstag war das anders – und hat auch mich wieder motiviert. An dem Tag – und für die nächsten Läufe.

  6. admin Says:

    Jörg, das ist eine polemische Frage, aber ich will mal ernst drauf antworten, obwohl ich dachte, ich hätte das mit meinen Texten schon getan. Natürlich hat das nicht viel mit der Farbe pink zu tun. Wohl aber mit der Atmosphäre. Bei einem normalen Volkslauf wird die gelaufene Zeit immer in der Ergebnisliste erscheinen. Hier nicht, wenn man nicht will.

    Wenn man ziemlich dick ist oder glaubt unsportlich zu sein, fühlt man sich in einem Umfeld, das zu 99% aus deutlich Schnelleren besteht, deplatziert. Man hat das Gefühl, es wäre vermessen und unpassend, hier anzutreten. Frauen sind von Natur aus langsamer. Während man mit einem sehr langsamen Tempo bei einem normalen Volkslauf möglicherweise allein als Letzte eintrifft, hat man hier eine große Menge Gleichgesinnte um sich herum, die alle das selbe wollen: sich sportlich auszuprobieren und dabei Spaß zu haben. Es geht um nichts. Es sind so viele Frauen um einen herum, die genauso unsportlich sind wie man selbst und die gut aussehen in ihren Shirts. Das motiviert. Viele bleiben dabei, nehmen ab und werden mit der Zeit schneller, für viele ist es der erste Volkslauf, vielleicht ein Einstieg, der garantiert mit einem Erfolgserlebnis endet und nicht mit dem Frust, viel langsamer zu sein als alle anderen. Es mag sein, dass Männer sich dadurch motiviert fühlen, jetzt den Wettkampf aufzunehmen. Frauen haben da meist keinen Bock drauf. Die wollen ein Gemeinschaftserlebnis, keinen „Ich gegen den Rest des Feldes-Kampf“.

    Ich bin 119. im Gesamtfeld geworden. In einem gemischten Feld wäre ich vermutlich 2.119. geworden. Hier kann man als Frau gewinnen, als 10., als 20. durchs Ziel laufen. Da wäre man in einem gemischten Volkslauf schon auf der dritten Seite der Ergebnisliste. Das ist auch mal schön. Mit „leichter haben“ hat das nix zu tun. Ich könnte trainieren wie ein Berserker und würde nicht die Zeiten der Männer erreichen.

    Im Übrigen ist die Atmosphäre eine Andere. Gemischte Volksläufe sind meist männlich dominiert und das kann man spüren. Es ist eine Atmosphäre des Kräftemessens. Das mag nicht jede. Und zuletzt ist der Frauenlauf ein Tag, an dem viele Frauen, die in der Hauptsache die Kinderbetreuung übernehmen, „offiziell“ eine Auszeit bekommen können. Hier gibt es die Möglichkeit, seine Kids für die Dauer des Laufs betreuen zu lassen, oder die Aufteilung ist klar. Der Mann wird nicht sagen: Ich will da aber auch mitlaufen. Dieser Tag gehört den Frauen und die genießen das sehr.

    Der Frauenlauf soll gewöhnliche Volksläufe ja nicht ersetzen, sondern ein zusätzliches Angebot schaffen für Frauen, die nun mal anders ticken als der durchschnittliche Volksläufer. Es soll eine neue, motivierende Möglichkeit bereitstellen, gemeinsam den Laufsport zu erleben – für die, die bei normalen Volksläufen unterrepräsentiert sind. Der Erfolg zeigt, dass es einen Bedarf für diese Art Lauferlebnis gibt. Als Läufer und Läuferin kann man da meiner Meinung nach eigentlich nur dafür sein.


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  1. […] weiß ich zu Frauenläufen aus naheliegenden, natürlichen Gründen nichts berichten, Frau Schmitt schon eher. Aus dem, was ich so höre, antizipiere ich gewisse Schnittmengen zum The Color Run. […]

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